Die Domina

Eine Frau,

in den besten Jahren,

elegant, gepflegt und mit silbergrauen Haaren,

diese Frau,

jeder für ehrbar hielt,

sie war eine Dame, eine Dame mit Stil.

Nach außen führte sie das Leben einer Frau in Luxus,

mondän, weltoffen und intelligent,

in ihrem Inneren sah es aus ganz anders,

dunkel, geheimnisvoll und fremd.

Es kamen Erinnerungen aus alten Tagen,

als sie noch eine „Dame in Leder“ war,

sie war dazu geschaffen,

über Männer zu trumpfen,

sie, als strenge Domina.

Keinem Mann, der unter ihrer Knute litt,

schenkte sie Erbarmen,

sie holte alles aus ihnen heraus,

 kalt und verachtend stand sie da

mit verschränkten Armen,

sie, eine eiskalte Frau.

Was sie befahl, im strengsten Ton,

erfüllte man ihr auf der Stelle,

sie krochen und winselten um sie herum,

und küssten aus Dankbarkeit ihre Schuhe.

Sie ging ganz auf, in diesem Beruf,

Hemmungen kannte sie keine,

sie verteilte ihre Bestrafungen so gezielt,

dass ihre Untertanen sich an den Demütigungen labten.

Sie war eine Domina,

eine Domina mit Format,

die Männer rissen sich um sie und um ihre Art,

jedem schenkte sie auf ihrer Art und Weise

ein bisschen perverses Glück,

dankbar kehrten sie dann wieder

in ihr altes Leben zurück.

Dann kam die Zeit,

die sie hat erwartet,

ihre Arbeit füllte sie nicht mehr aus,

sie sehnte sich nach einem anderen Leben,

ein Leben, dass sie nun füllt aus.

So löste sie sich von alten Banden,

schaute auch nicht mehr zurück,

das Leben, das sie jetzt erlebte,

befriedigt ihr Innerstes, und schenkt ihr Glück,

und langsam, ganz langsam

bröckelt ab das alte Leben,

Stück für Stück.

© by C.P. 2010